Liebe Leser!

In dieser Woche hat uns eine besorgte Leserin eine E-Mail an Parkett-Bericht geschrieben. Diese Anfrage und unseren Kommentar dazu stellen wir öffentlich, da wir glauben, dass der Fall generell für unsere Leser, also für Sie, interessant ist.
(Leichte Textänderungen haben wir in der E-Mail vollzogen, um unter anderem aus datenschutzrechtlichen Gründen die Anonymisierung zu gewährleisten.)
Hier die E-Mail-Anfrage:

Liebe Redaktion des Parkett-Berichts,

bei der Suche nach weiteren Informationen zum Thema „Schädlinge im Parkett“ bin ich auf Ihre Seite und dort auf Ihren Artikel vom Februar 2012 gestoßen, in dem es um Schädlinge im Parkett geht.

Wir befürchten, ebenfalls Schädlinge im Parkett zu haben, deshalb wende ich mich heute an Sie.

Wir sind Anfang Oktober 2013 in einen Neubau gezogen, dort haben wir naturgeöltes Eiche in Schiffsbodenformat verlegen lassen. Schon kurz nach Einzug zeigten sich feine Stäubchen an einer Diele direkt vor dem Schlafzimmerfenster, nach Weihnachten hatten wir dann plötzlich drei Stellen mit Holzhäufchen auf dem Boden.
Diese Häufchen treten nur sehr sporadisch auf, alle paar Wochen mal eins, deshalb dachten wir auch nicht gleich an Schädlinge – nach Weihnachten dann aber doch.
Bohrlöcher sind eigentlich keine zu sehen, aber eben der Staub und darunter winzig kleine und dunkle Punkte, aus denen der Staub zu kommen scheint (keinen Millimeter groß und von der Optik her nicht so, wie man sich Bohrlöcher vorstellt).

Meine Frage: Wir haben derzeit noch Gewährleistung vom Bauträger (bis fünf Jahre nach Übergabe). Heute war der Bauträger in Begleitung des Parkettlegers vor Ort. Der Parkettleger meinte, wir sollten erstmal noch prüfen, ob der Holzstaub nicht aus unserem Bett komme (weil die letzte „akute“ Stelle sich unter unserem Bett befindet – mit dem Bett hatten wir allerdings nie zuvor irgendwelche Probleme oder Auffälligkeiten). Unsere Sorge: Der Bauträger/ Parkettleger wird versuchen, uns die „Schuld“ zu geben, weil wir angeblich mit unserem Bett den Schädling erst in die Wohnung gebracht hätten.
Die erste aufgetretene Stelle befand sich jedoch einen guten Meter vom Bett entfernt, die ersten Stäubchen fanden wir dort bereits kurz nach unserem Einzug, kamen jedoch nicht sofort auf die Idee, dass es sich um einen Käfer handeln könnte. Tiere selbst haben wir übrigens noch keine gesehen.

Jetzt die Frage: Kann denn überhaupt so rasch nach Einzug in die Wohnung ein Schädling auftreten, wenn er erst durch uns (im Oktober letzten Jahres) in die Wohnung eingebracht wurde? Und müsste nicht das Parkett gegen „hereinflatternde“ Schädlinge durch irgendeine beim Händler stattfindende Imprägnierung oder Ähnliches geschützt sein?

Für eine fachmännische Einschätzung des Problems wäre ich Ihnen sehr dankbar!

Mit freundlichen Grüßen

C.S.

Nach Meinungsaustausch mit Parkettverlegern und Fachberatern hier nun unsere Antwort(ohne Gewähr auf Vollständig- und Richtigkeit):

Liebe Frau S.!

Der Parkettkäfer gehört der Familie der Splintholzkäfer (Lyctidae) an, auch Lyctus linearis genannt. Die langgestreckten, meist einfarbig rotbraun bis schwarzbraun gefärbten Käfer erreichen eine Körperlänge von 2,5 bis 5 Millimetern.

Wenn Bohrmehl zu erkennen sein sollte, müssen auch Bohrlöcher zu erkennen sein.
Technisch gesehen ist es die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein Käfer oder derartige Larven im Produkt vorhanden sind, da die Hölzer zuvor getrocknet werden und bei der entsprechenden
Kerntemperatur keine Larve oder Insekt überleben kann. Des Weiteren müssten ziemlich hohe Holzfeuchten vorherrschen, die bei der Fertigung aber normalerweise nicht anliegen.

Es kann passieren, dass zur Schwärmzeit entsprechende Insekten einen Boden oder Möbel befallen. Oftmals ist es allerdings so, dass zum Beispiel durch Möbel (oftmals ältere Möbel, Schränke, Holztruhen, Stühle, …) derartige Insekten mit ins Haus getragen werden.

Ein Garantieanspruch besteht wahrscheinlich leider nicht, da der Käfer theoretisch zum Beispiel auch durch ein offenes Fenster fliegen kann.
Die Larvenentwicklung und somit auch ein Befall sind ab einer Holzfeuchtigkeit von sieben bis acht Prozent möglich. Optimal für die Entwicklung der Larven ist eine Holzfeuchtigkeit von 16 Prozent. Die Flugzeit der Käfer liegt zwischen April und August. In diesem Zeitraum legen die Weibchen die Eier in kleinen Rissen und Spalten von unbehandeltem Holz ab.

Zur Bekämpfung, falls es sich um einen Käfer handelt, gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen:
• thermische Verfahren
• Begasung der Holzteile
• Heißluft-Behandlung

Im Holzkern sollte für mindestens eine Stunde eine Temperatur von 55 Grad Celsius erreicht werden. Da diese ja auch beim Trocknen in der Trockenkammer erreicht werden, sollte es generell ausgeschlossen sein, dass ein Käfer im Werk eingeschlossen wurde.

Auch werden Bauträger oder Parkettverleger meist geltend machen, dass sie nicht verantwortlich sind, was nach der Auslieferung mit dem Parkett gemacht wurde. Kurz gesagt: Wie, wo und für wie lange wurde der Boden bei Ihnen gelagert

Fazit
Es wird sehr schwierig sein, dies zu beanstanden, da leider bei Ihnen die Beweispflicht liegt. Nur wenn Sie stichhaltige Beweise, wie zum Beispiel schon feuchte Lagerung des Parketts beim Holzfachhändler oder Hersteller, besitzen, haben Sie Anspruch auf Entschädigung. Was aber recht schwierig sein wird.

Kleiner Tipp:
Vielleicht ergeben sich ja bei der Überprüfung des Abnahmeprotokolls vom Parkettverleger oder der Herstellerangaben zur Holzfeuchte Auffälligkeiten oder Unregelmäßigkeiten.

Wir von Parkett-Bericht hoffen, dass sich dennoch alles für Sie zum Guten wendet.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Parkett-Bericht Team

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