Liebe Leser,

„Parkett“ ist nicht nur ein in Optik und Haptik sehr schöner Bodenbelag, sondern auch ein sprachlicher Topos. Unter einen Topos versteht man im übertragenen Sinn einen Ort, der für bestimmte Vorstellungsbilder steht.
Gerade unter dem Begriff „Parkett“ stellen viele von uns sich bestimmte Assoziationen vor.
Neben dem Fußbodenbelag „Parkett“, von dem sich alle anderen Stereotypen ableiten, gibt es zum einen das „Parkett“ im Sinne von Tanzparkett beziehungsweise Tanzfläche.
Im Theater des Barocks tanzte das Ballett gleichzeitig zur Darstellung auf einem ebenerdigen, direkt vor der Bühne gelegenen Abschnitt. Die Muster des Parkettbodens dienten den Tänzern als Orientierungspunkte. Das Publikum hielt sich in Rängen oberhalb der Tanzfläche auf.
Später wurde die Tanzfläche ebenfalls bestuhlt, aber oft mit der Möglichkeit, die Stühle wegzuräumen, um zum Beispiel auf Bällen tanzen zu können.
So gibt es auch heute noch die Unterscheidung in Kinosälen in Rang und Loge und Parkett Ränge/Logen. Erstere gelten als höherwertig und sind meist teuerer als Parkettplätze. Dennoch wird damit das Parkett generell nicht als weniger wertvoll dargestellt. Die gesellschaftlichen höheren Schichten wie der Adel bevorzugten wegen der hohen Qualität den Parkettboden für standesgemäße Anlässe.
Parkett wird auch seit dem 19. Jahrhundert im Zirkus als der Raum für die Manege bezeichnet.
Aber auch der Spruch „über das Parkett fegen“ hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Allgemein wird damit das Tanzen bezeichnet. In der Umgangssprache, je nach Region und Altersgruppe, werden dafür auch zahlreiche Wörter wie schwofen, wackeln, heiße oder kesse Sole aufs Parkett legen, abzappeln, rumrudern, rumspringen, rumtrampeln, abhotten, schwoofen, das Tanzbein schwingen, (ab)dancen, rocken und shaken verwendet. Sich zu vergnügen, steht dabei im Mittelpunkt.

Einen Fuß auf das Parkett bringen“ bedeutet aber auch, sich bestimmten gesellschaftlichen Regeln zu unterziehen. Um auf diplomatischer, politischer oder wirtschaftlicher Ebene dazu zugehören, müssen bestimmte Benimmregeln beachtet werden. Erst wenn diese Gepflogenheiten, wie ein bestimmtes gepflegtes Äußeres, wohlhabend zu sein oder sich entsprechend artikulieren zu können, vorhanden sind, kann man sich auf dem „Gesellschaftsparkett“ erfolgreich bewegen.

Auch der Handelsplatz in der Börse wird Parkett bezeichnet. Ob Aktien-, Effekten- oder Wertpapierbörse: Auf diesem Boden entsteht der organisierte Markt, der über Wohl und Wehe der Wirtschaft und auch über die Politik entscheidet. Ob Bullen- oder Bärenmarkt, ob Hausse oder Baisse, dieser Boden hält allem stand.

Neben den verschiedenen sprachlichen Topoi wird auch der Begriff „Parkettierung“ verwendet. Dieser bedeutet die lückenlose, ohne Überlappung bestehende Überdeckung einer ebenen Fläche.
Ebenso existiert eine Zeitschrift aus der Schweiz mit dem Namen „Parkett“, die seit 1984 herausgegeben wird. Das Magazin befasst sich mit Kunstwerken aktueller Gegenwartskünstlern.

Sie sehen, da Parkett schon seit Jahrhunderten als ein edler und hochwertiger Fußboden angesehen wird, ist seine Bedeutung auch auf andere Gebiete übertragen worden. Wir assoziieren „Parkett“ meist mit Begriffen wie Geld, Wohlstand, bessere Lebensformen und Vergnügen. Aus diesem Grund entscheiden sich viele für Parkett, da sie diese Deutungen für den Bodenbelag in Verbindung bringen.

Wenn Sie in der nächsten Zeit im Theater, Kino oder in der Börse sind, denken Sie doch einmal an das Parkett. Es hat es sich redlich verdient.

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